Citrange
X Citroncirus spp
Aus den Jahrbüchern des United States Department of Agriculture der Jahre 1904, 1905 and 1906
Citrangen sind Kreuzungen aus Poncirus (Citrus trifoliata) und Orange (Citrus x sinensis) wobei der Großteil der klassischen Citrangen der USDA aus einer einzigen Poncirus-Frucht stammen. Carrizo, Willits, Morton, Rustic, Savage, Troyer und Coleman sind Siblinge, also Geschwister mit der Mutter Poncirus und Washington Navel als Pollenspender. Sie wurden gezüchtet, um als frostharte Unterlagen im kommerziellen Zitrusanbau zu dienen. Dass die sieben, über hundert Jahre alten Kreuzungen Poncirus als Mutter haben, ist sehr ungewöhnlich, denn bei den meisten Citroncirus-Sorten ist Poncirus der Pollenspender. Aufgrund von Apomixis und Polyembryonie gibt es bei Poncirus nämlich nur selten zygote Sämlinge. Andererseits wäre Washington Navel als Mutter auch ungeeignet, weil sie nur sehr selten überhaupt Samen ausbildet.
Carrizo und Toyer sind weltweit verbreitete Veredelungsunterlagen, die sich durch Toleranz gegenüber dem Citrus Tristeza Virus und eine hohe Resistenz gegen Infektionen mit Phytophthora-Pilzen auszeichnen. Allerdings werden vor allem in Europa Citrangen als Unterlagen immer öfter von Citrandarinen wie der Forner Alcaide Nr 5 aus Spanien abgelöst. Für den Freilandanbau in unseren Breiten sind Citrangen als Unterlagen wegen ihrer geringen Frosthärte ungeeignet.
Bezogen auf die Fruchtqualität interessant ist eigentlich nur Morton Citrange. Eine weitere Citrange mit der Blutorange „Ruby“ als Samen bildendem Elternteil ist Rusk Citrange. Auch diese Hybride wurde als Reaktion auf die große Frostkatastrophe von Florida im Jahr 1894 gezüchtet. Durchgeführt wurde das Programm dann rund um die Jahrhundertwende von Walter Swingle und Herbert T Webber bei der USDA. Rusk Citrange ist bereits in der Schrift „NEW CITRUS CREATIONS OF THE DEPARTMENT OF AGRICULTURE“ erwähnt:
“ … The Rusk citrange originated as a hybrid between the common orange (used as the female parent) and trifoliate orange (used as the male parent). The trees are far more hardy than the common orange, and produce a fruit intermediate in qualities between the two parents. This being the first hardy orange or citrange produced, and belonging to an entirely new group of citrus fruits which will doubtless become of very great importance in many parts of the world and be improved in a marked degree, has been named the Rusk in honor of the first Secretary of Agriculture, Hon. J. M. Rusk, under whose administration the first work on citrus fruits in Florida was undertaken by the Department of Agriculture. The Rusk citrange was one of three seedlings grown from a single hybrid fruit which developed in the grove of Col. G. H. Norton, at Eustis, Fla., in 1897.“
Morton Citrange nucellar
Wenn es um Essbarkeit geht, ist Morton sicher die geeignetste Kandidatin. Eine Frucht, die locker die Größe einer normalen Orange erreicht und sehr oft samenlos ist bzw. nur wenige Samen enthält. Dazu ein akzeptabler Geschmack mit wenig Bitterkeit. Nur die Frosthärte der alten Morton scheint nicht sehr hoch zu sein. Deshalb ist die Selektion, die Ilya Tchoumakov in Frankreich gelungen ist, besonders interessant. Was er gemacht hat, und mit welchem Ergebnis, hat er mir einmal geschrieben:
„Ich habe die Morton-Pflanze seit 2002, gekauft von B. Voss, gepfropft auf Poncirus. Die Winterhärte war eher grenzwertig mit Frostschäden schon bei knapp unter -10C. Die Früchte dieses ursprünglichen Klons begannen erst Ende November zu reifen und waren meist kernlos. Dennoch konnte ich 2011 von einem Dutzend Früchte 30 Samen gewinnen. Sie waren stark polyembryonisch und brachten etwa hundert Sämlinge hervor, die sich ziemlich ähnlich sahen. Im Jahr 2012 pflanzte ich sie dicht nebeneinander in den Boden. Sie waren ungeschützt, und in jeder Saison wurden viele von ihnen schwer beschädigt. Zwei überlebten jedoch ohne Probleme und trugen 2019 erste Früchte. Die Edelreiser der nucellaren Morton, die ich dir geschickt habe, stammen von einer dieser Pflanzen. Sie steht auf ihren eigenen Wurzeln und trägt Früchte, die in der Regel Anfang November reif sind. Für mich schmecken sie viel besser als die von meiner ursprünglichen Pflanze.“
(Original English text: I had Morton plant since 2002, grafted on PT, bought from B. Voss. It has been marginally hardy during this time with winter damage that started below -10C. Fruits of this original clone began to ripen at the end of November and usually were seedless. Nevertheless, in 2011 I collected 30 seeds from a dozen of its fruits. They were highly polyembryonic and gave around a hundred of seedlings, that appeared quite similar. In 2012 I planted them in the ground close to each other. They were without protection and each season many were critically damaged. Still, two survived without any problems and gave first fruits in 2019. The nucellar Morton budwood that I sent you is from one of these plants. It is on its own roots and gives fruits that usually are ripe at the beginning of November. For me they taste much better than those of my original plant.
Ilyas Selektion ist als Morton nucellar im Umlauf. Wie viele seiner Kreationen, so hat er auch seine Morton-Selektion großzügig mit der Gemeinschaft der Zitrus-Liebhaber geteilt.